Hepatitis B ist eine hoch ansteckende Lebererkrankung, die durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) über Körperflüssigkeiten übertragen wird). Sie ist etwa hundert Mal ansteckender als HIV. In Österreich sind laut Schätzungen der WHO etwa 42.000 Menschen Hepatitis-B-Virusträger.
Die Infektion mit dem Hepatitis B-Virus geschieht über den Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie zum Beispiel Speichel, Urin, Stuhl, Sperma, Vaginalschleim, Blut oder Blutplasma. Zur Ansteckung sind aber zumindest kleine Haut- oder Schleimhautverletzungen notwendig. Eine Ansteckung über intakte Haut, Schleimhäute oder durch Tröpfcheninfektion (z. B. durch Anhusten) ist nicht möglich.
Weiters kann eine Infektion durch den Kontakt mit infektiösem Blut oder Blutprodukten erfolgen. Durch die routinemäßige Testung aller Spender auf Hepatitis ist das Risiko einer Ansteckung durch Blutkonserven in Österreich aber extrem gering. Hepatitis B zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Eine infizierte schwangere Frau kann ihr Kind anstecken.
Wer sind die klassischen Risikogruppen?
- Drogensüchtige, die sich Suchtgifte spritzen
- Menschen mit häufigem Partnerwechsel und ungeschütztem Geschlechtsverkehr
- Personen in medizinischen Berufen, da sie häufig mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Berührung kommen
- Reisende in Länder mit hohem Durchseuchungsgrad der Bevölkerung. Potenzielle Gefahrenregionen sind Südostasien, Länder südlich der Sahara, Alaska und die Amazonas-Region.
Die akute Hepatitis B kann sehr unterschiedlich verlaufen, in seltenen Fällen auch ohne wesentliche Beschwerden. Meistens tritt jedoch nach einer Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung) von zwei bis vier Monaten eine akute fieberhafte Erkrankung auf.
Die Beschwerden sind:
Übelkeit
Erbrechen
Schwächegefühl
Gelbfärbung der Augen (Ikterus)
Dunkelfärbung des Harns
Heller Stuhl
Ihr Arzt wird unterschiedlich stark erhöhte Leberwerte feststellen. Die Diagnose der Hepatitis B wird dann durch den Nachweis von Antikörpern gegen das Hepatitis-B-Virus oder Bestandteile dessen gestellt.
Die Diagnose der chronischen Hepatitis B wird entweder im Anschluss an eine akute Hepatitis B gestellt, wenn sechs Monate nach Krankheitsbeginn noch immer keine Spontanheilung eingetreten ist oder als Zufallsbefund, wenn im Rahmen einer Routineuntersuchung oder beim Blutspenden erhöhte Leberwerte oder Virusbestandteile im Blut festgestellt werden.
In manchen Fällen wird die Diagnose auch erst viele Jahre nach der Infektion gestellt, wenn der Patient durch die Symptome der fortgeschrittenen Lebererkrankung alarmiert, den Arzt aufsucht. Personen, die eine chronische Hepatitis B haben, sind Virus-Träger und stellen ein Infektionsrisiko für andere dar.
Die Zeit zwischen der Ansteckung bis zum Auftreten der Krankheit beträgt ein bis sechs Monate (Inkubationszeit).
Die ersten Beschwerden sind Appetitlosigkeit, Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel, Übelkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen und leichtes Fieber.
In der zweiten Krankheitsphase färben sich Haut Schleimhäute und Augen gelb (Gelbsucht/Ikterus). Der Stuhl entfärbt sich und der Urin wird dunkel.
Danach tritt in den meisten Fällen eine Besserung ein. Die akute Hepatitis B dauert meist vier bis sechs Wochen an.
Zwei Drittel aller Erwachsenen und fast alle Kleinkinder können Hepatitis B haben, ohne dass sie etwas davon bemerken.
Besteht der Verdacht einer akuten Hepatitis, sollten Sie unbedingt sofort einen Arzt aufsuchen. Da keine ursächliche Therapie für eine akute Hepatitis B existiert, erfolgt nur eine Behandlung der Symptome in Form von Bettruhe, Alkoholverbot oder Absetzung aller leberbelastenden Medikamente durch den behandelnden Arzt. Nach Abklingen der akuten Leberentzündung ist zumeist mit einem Ausheilen der Hepatitis B zu rechnen und keine weitere Therapie erforderlich.
Wenn Blutuntersuchungen und Gewebeproben eine chronische Hepatitis B nachgewiesen haben (frühestens sechs Monate nach Ausbruch der akuten Leberentzündung), kann unter Umständen, je nach Befund, eine Therapie mit Interferon-Spritzen begonnen werden. Da diese Therapie jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll ist und sehr aufwändig und belastend ist, sollte diese Behandlung nur von einem, mit dieser Therapie erfahrenem Arzt durchgeführt werden. Rund ein Drittel der Patienten sind nach mindestens sechsmonatiger Therapie wieder gesund.
Wenn die Interferon-Therapie nicht erfolgreich ist, so besteht im Anschluss daran noch die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung mit einem gut wirksamen Medikament, welches die Vermehrung des Hepatitis-B-Virus hemmt. Da mit dieser Therapie aber nur höchstens ein Fünftel der Patienten dauerhaft geheilt werden kann und das Virus im Laufe der Zeit gegen das Medikament häufig resistent wird, ist diese Therapie erst in zweiter Linie zu empfehlen.
Führt eine chronische Hepatitis B nach einigen Jahren zur Leberzirrhose, so ist die letzte Behandlungsmöglichkeit oft eine Lebertransplantation.
Nach jahrelanger, chronischer Hepatitis B besteht auch ein deutliches Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Deshalb ist es wichtig, dass bei Personen mit einer chronischen Hepatitis B und längerer Krankheitsdauer regelmäßig (halbjährlich) eine Kontrolluntersuchung durchgeführt wird, um einen Leberkrebs möglichst früh zu erkennen und zu behandeln.
Es gibt eine sehr wirksame Impfung gegen Hepatitis B. Sie besteht aus drei Teilimpfungen. Nach der ersten Teilimpfung werden zwei weitere nach einem bzw. nach sechs Monaten verabreicht. Der Impfschutz hält mindestens fünf Jahre lang an. Danach kann durch eine Titer-Kontrolle überprüft werden, ob noch ein ausreichender Impfschutz vorhanden ist.
Gegebenenfalls erfolgt dann eine Auffrischungsimpfung. Seit 1998 wird die Impfung bei allen Neugeborenen in Österreich flächendeckend durchgeführt. Es gibt auch einen kombinierten Hepatitis A/Hepatitis B-Impfstoff, der beide Impfstoffe enthält und in gleicher Weise verabreicht wird wie der alleinige Hepatitis-B-Impfstoff.
Eine Impfung gegen Hepatitis B empfiehlt sich besonders bei Personen mit einem hohen Infektionsrisiko, das sind:
- Mitglieder eines Haushalts, in dem eine Person mit chronischer Hepatitis B lebt
- Sexualpartner einer Person mit chronischer Hepatitis B
- Neugeborene, wenn die Mutter mit Hepatitis B infiziert ist
- Drogenabhängige, die Suchtgift spritzen
- Personen mit häufig wechselnden Partnern und ungeschütztem Geschlechtsverkehr
- Medizinisches Personal mit häufigem Blutkontakt
- Reisende in Länder mit hoher Durchseuchung der Bevölkerung
Vorsichtsmaßnahmen zur Vermeidung einer Ansteckung
- Teilen Sie keine Rasierutensilien oder Zahnbürsten mit infizierten Personen.
- Benutzen Sie Kondome beim Geschlechtsverkehr mit Infizierten oder Partnern, deren Infektionsstatus Sie nicht kennen.
- Spritzen dürfen nicht von mehreren Menschen verwendet werden.
Was Sie selbst tun können, wenn Sie Hepatitis B haben
- Sorgen Sie dafür, dass Ihre Familie und ihr Sexualpartner vor einer Ansteckung geschützt ist (Immunglobuline, Aktive Schutzimpfung).
- Trinken Sie keinen Alkohol, da dadurch Ihre Leber zusätzlich geschädigt wird.
- Falls Sie eine chronische Hepatitis haben, lassen Sie sich zweimal jährlich von einem Arzt untersuchen.
- Sorgen Sie für eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
Text in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljevic